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Prolog – Wie alles begann.

„Am 23. November 1958 gründen Fachleute und Eltern in Marburg die „Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind e.V.“.

Die Initiative dazu geht von dem niederländischen Pädagogen Tom Mutters aus, der die Arbeit der Lebenshilfe in den nächsten Jahrzehnten prägen sollte. Vielen Eltern erscheint die Gründung der Lebenshilfe als ein „Lichtstrahl im Schattendasein ihrer behinderten Kinder“. Hilfen und Förderung sollen – so die Grundidee der Lebenshilfe – möglich werden ohne Heimaufenthalt und Trennung von der Familie. Eltern ermutigen sich gegenseitig, ihre Kinder nicht mehr zu verstecken, sondern selbstbewusst zu ihnen zu stehen. In zahlreichen Städten und Landkreisen gründen sie Orts- und Kreisvereinigungen der Lebenshilfe und organisieren Hilfe und Förderung. Viele Menschen haben im Lauf der Jahrzehnte ihren Beitrag zur erfolgreichen Arbeit der Lebenshilfe geleistet: In der Gründungsphase, in der Zeit der Entwicklung von Angeboten und Einrichtungen für behinderte Menschen bis in die Gegenwart, in der die Teilhabe behinderter Menschen am gesellschaftlichen Leben zum wichtigen Leitziel geworden ist.“

Quelle: Bundesvereinigung Lebenshilfe

Mehr über die Geschichte der Lebenshilfe bundesweit finden Sie hier >


Vereinsgeschichte

Unsere Geschichte:
Aufbruch – Entwicklung – Zukunft

Der Initiative betroffener Eltern und engagierten Fachleuten sei Dank.

In den Anfangsjahren lag die Konzentration ausschließlich auf der Förderung von geistig behinderten Kindern und Jugendlichen.

Die Vielfalt der Angebote und die Anzahl der Aufgaben der Lebenshilfe Hemmoor haben sich seither stark vermehrt.

Die 1970er – Gründungsphase mit dem Ziel Rehabilitation statt Verwahrung

Am 29. Januar 1973 gründeten Fachleute und Eltern den Verein Lebenshilfe für geistig Behinderte e.V. in Hemmoor. Der Grundgedanke war, geistig behinderte Menschen unabhängig von der Schwere ihrer Behinderung in die Gesellschaft einzugliedern. Dieser fand in Politik und Gesellschaft unter dem Schlagwort „Rehabilitation statt Verwahrung“ immer stärker Gehör.

Von der Eröffnung einer provisorischen Tagesstätte für geistig behinderte Kinder in Westersode bis zur Eröffnung einer neu errichteten Tagesbildungsstätte mit integriertem Sonderkindergarten, Am Schulzentrum 8 in Warstade, war das erste Jahrzehnt prägend für die Entwicklung der Lebenshilfe Hemmoor.

Die 1980er – Normalisierung und Integration

Nach dem Motto „Es ist normal, verschieden zu sein“  (Zitat: Richard von Weizäcker) sollten alle Menschen mit Behinderung ein Leben „so normal wie möglich“ führen können.

Im Frühjahr 1980 erweiterten wir unser Angebot um die pädagogische Förderung für behinderte und von Behinderung bedrohter Kleinkinder. Das Konzept der Frühförderung basierte auf medizinischen, pädagogischen, psychologischen und soziologischen Erkenntnissen. Eltern und Fachleute arbeiteten eng zusammen, um die Entwicklung des Kindes in seiner direkten Umwelt anzuregen. Ziele waren eine weitgehende Integration in den Familienalltag und ein möglichst „normaler“ Lebensweg. Heute begleiten wir um die 70 Kinder und ihre Familien. Mitte der 80er Jahre wurde das Konzept zum gemeindenahen Wohnen und Arbeiten zum Meilenstein für erwachsene Menschen mit Behinderung in Hemmoor und Umgebung: die Planung für den Bau einer Wohneinrichtung für über 20 Menschen mit Behinderung begann und gleichzeitig waren damit auch die Planungen für geeignete Arbeitsplätze in vollem Gang. Entsprechend für dieses Wohn-angebot wurde ein Baugrundstück in einem Wohngebiet mitten in Hemmoor erworben.

Die 1990er – Gemeindenahes Wohnen und Weitblick

Im Sommer 1995 wurde die neu errichtete Wohnstätte „Auf der Hörne 2“ in Betrieb genommen. Den dort lebenden Menschen konnte, durch den zeitgleichen Bau einer Zweigwerkstatt der Lebenshilfe Cuxhaven in Hemmoor, auch ein wohnortnaher Arbeitsplatz gesichert werden. Durch stetige Erweiterung unserer Wohnangebote bieten heute über 50 erwachsenen Menschen mit Behinderung ein Zuhause. Mit Schließung der Tagesbildungsstätte in 1996 wurde mit großem Weitblick in den freistehenden Räumlichkeiten eine reguläre Kindertagesstätte errichtet und es ergaben sich neue und vor Allem richtungsweisende Aufgabenfelder, sodass heute rund 300 Kinder mit und ohne Behinderung täglich inklusiv in den Bereichen pädagogische Frühförderung, Krippe und Kindertagesstätte einschließlich Waldkindergarten betreut werden.

Die 2000er – Inklusion, Selbstbestimmung, Qualitätsmanagement und Professionalisierung

Die selbstverständliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung an der Gesellschaft wurde zum erklärten Ziel des Engagements der Lebenshilfe Hemmoor. Den Grundstein legte der Verein in der stets wachsenden integrativen sowie inklusiven Kinderbetreuung. Hierzu zählen die Eröffnung eines Waldkindergartens in 2007 sowie einer Krippe in 2008.

Das Angebot der Freiwilligenarbeit im Rahmen der Offenen Hilfen ab 2005 trug dazu bei, Barrieren abzubauen. Menschen aus der Region wurden eingeladen, in den Austausch zu treten. Das Angebot bietet heute eine Plattform für über 50 ehrenamtlich engagierte Menschen.

Dass der Verein seinen Platz inmitten der Gesellschaft versteht, zeigt auch die Erweiterung seiner Wohnangebote mit der Lage seiner Häuser: Die Menschen mit Behinderung leben nicht am Rande der Stadt, sondern nachbarschaftlich mit den Einwohnern von Hemmoor zusammen.

Auf Basis der fachlichen Kompetenzen und der hohen Motivation von Mitarbeiterschaft, ehrenamtlich Tätigen und Mitgliedern erfüllt die Lebenshilfe Hemmoor ihre Aufgaben mit dem höchstmöglichen Gewinn für die ihr anvertrauten Menschen. In allen Bereichen wird im Rahmen der Professionalisierung ein Qualitätsmanagementsystem entwickelt. Es verbindet die gesetzlichen Vorgaben sowie die vielfältigen Aufgaben der Lebenshilfe Hemmoor und die individuellen Bedürfnisse der zu begleitenden Menschen miteinander.

Stetige Optimierung im Arbeitsalltag entsteht durch vertrauensvolle Zusammenarbeit und durch ein handhabbares schlankes QM-System. Gemeinsam mit unserem Team stellen wir den Erfolg sicher. Gutes Qualitätsmanagement bedeutet nicht MEHR, sondern EFFIZIENTER zu arbeiten.

Die 2010er – Teilhabe statt Ausgrenzung

Am 26. März 2009 ratifiziert der Bundestag die UN-Behindertenrechtskonvention. Die Teilhabe behinderter Menschen bekommt dadurch starken Rückenwind und Deutschland verpflichtet sich damit zur Umsetzung der Inklusion in der Gesellschaft. Das Jahr 2016 steht ganz im Zeichen des Bundesteilhabegesetzes. Die Bundesvereinigung der Lebenshilfe kämpft mit ihrer Kampagne #TeilhabeStattAusgrenzung erfolgreich für zahlreiche Verbesserungen im Gesetz, das am 1. Dezember 2016 im Bundestag verabschiedet wird.

Unter anderem sollen bundesweit Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam in Schulen unterrichtet werden. Im Sommer 2012 wurde entsprechend das Angebot der Lebenshilfe Hemmoor durch die Schulassistenz im Rahmen der Offenen Hilfen ausgebaut und begleitet heute um die 70 Schüler*innen in allen Schulformen unserer Region.

Mit dem Bau eines Therapiezentrums auf dem Gelände unserer Kindertagesstätte soll zukünftig die Tür geöffnet werden für vielseitige Therapieangebote für Menschen mit und ohne Behinderung jeden Alters.

Die 2020er – Gemeinsam Zukunft gestalten

Der Start in das Jahr 2020 stand im Zeichen einer nie dagewesenen Pandemie. Es kam zum ersten Lockdown: Im ganzen Land werden Betretungsverbote für Einrichtungen wie Werkstätten und Wohnstätten, Kitas oder Schulen erlassen. Die Auswirkungen der Pandemie und der derzeit allgemein hohe Fachkraftmangel beeinflussen sehr stark unseren Arbeitsalltag. Die Bündelung unserer Kräfte, um diese Zeit zu überstehen, ist besonders herausfordernd.

Im Jahr 2023 feierten wir tolle Events und freuten uns über viele Begegnungen, bei denen wir 50 Jahre Lebenshilfe Hemmoor Revue passieren ließen. Herzlichen Dank noch einmal an alle Akteure, die zu den gelungenen Veranstaltungen beigetragen haben.

Wir sind ein über 200köpfiges multiprofessionelles Lebenshilfe-Team und von unserem Auftrag Gemeinsam Zukunft gestalten überzeugt. Mit Zuversicht blicken wir nach vorne. Es lohnt sich, mit einer positiven Einstellung die Gesellschaft zu stärken – denn Inklusion versteht sich vorrangig als eine Haltung, mit der jeder Mensch etwas Neues bewirken und entdecken kann.


* Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird im Folgenden stets von der Lebenshilfe Hemmoor gesprochen. Dies ist gleichzusetzen mit der offiziellen Bezeichnung Lebenshilfe e.V., Kreisverband Land Hadeln.